Mit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention im Jahr 2009 hat sich Deutschland verpflichtet, allen Kindern und Jugendlichen den Besuch allgemeinbildender Schulen zu ermöglichen. In der Öffentlichkeit wird dieser Prozess mit dem Begriff Inklusion beschrieben und vorrangig auf Schülerinnen und Schüler mit einem sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf bezogen.
Wir an der IGS Schaumburg verstehen Inklusion allerdings umfassender. Für uns beinhaltet Inklusion die bestmögliche Förderung aller Kinder und Jugendlichen – unabhängig davon, welche Form der Unterstützung sie benötigen. Wir gehen davon aus, dass jeder Schüler, jede Schülerin eine individuell passende Unterstützung benötigt, um gut lernen zu können. In diesem Verständnis bezieht sich Inklusion auf alle Schülerinnen und Schüler.
An der IGS Schaumburg haben wir viel Erfahrung im Umgang mit Heterogenität. Wir haben uns schon vor über 20 Jahren dafür eingesetzt, Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen an unserer Schule aufzunehmen und erfolgreich zu beschulen. In jedem Jahrgang gab es 1-2 Integrationsklassen, in denen bei geringeren Klassengrößen und erhöhter Lehrerstundenzahl Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischen Unterstützungsbedarfen unterrichtet wurden.
Seit dem Schuljahr 2013/14 bauen wir unser pädagogisches Angebot schrittweise um. Aufsteigend mit den Jahrgängen 5 und 6 haben wir uns dazu entschlossen, die Kinder mit einem Bedarf an sonderpädagogischen Unterstützung (BASU) auf alle Klassen eines Jahrgangs zu verteilen. Damit erreichen wir, dass alle Klassen von einer verringerten Schülerzahl und einer Versorgung mit zusätzlichen Lehrerstunden profitieren. Darüber hinaus erhöht sich die Vielfalt an Schülerpersönlichkeiten in allen Klassen. Das ist sehr wichtig, denn Kinder lernen von Kindern.
Nach unseren Erfahrungen, wie auch nach wissenschaftlichen Erkenntnissen, ist das gemeinsame Lernen für Kinder und Jugendliche mit und ohne Beeinträchtigungen gleichermaßen förderlich. Während die Schülerinnen und Schüler mit Lernbeein-trächtigungen oder Verhaltensproblemen sehr viel durch das Vorbild ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler lernen, gewinnen leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler viel an Teamfähigkeit. Sie müssen lernen, auf Partner einzugehen, die bestimmte Sachverhalte nicht ganz selbstverständlich verstehen. Dadurch, dass ein Kind seinem Partner einen bestimmten Lerninhalt noch einmal in eigenen Worten nahe zu bringen versucht, durchdringt es den Stoff oftmals auch selbst viel besser.
Zusätzlich profitieren alle Schülerinnen und Schüler von der häufigen Anwesenheit einer zweiten Lehrkraft. Sie ermöglicht es, dass auch Schülerinnen und Schüler ohne sonderpädagogische Unterstützungsbedarfe noch mehr individuelle Hilfen erfahren können. Im gemeinsamen Unterricht verständigen sich die Fachlehrkraft und die Förderschullehrkraft über die Unterrichtsinhalte und über sinnvolle Unterrichtsmethoden, die sowohl das gemeinsame Lernen im Klassenverband unterstützen als auch der Lernentwicklung der Schülerinnen und Schüler mit einem besonderen Unterstützungsbedarf dienlich sind. Formen des individualisierten Lernens, die an unserer Schule verstärkt eingesetzt werden, sind dabei auch für lernschwache Schüler/innen von besonderer Bedeutung.
Kinder und Jugendliche, die in ihrer Motorik (Körperliche Beeinträchtigung) oder in ihren Sinnesleistungen beeinträchtigt sind (Hör- bzw. Sehbeeinträchtigungen) oder ausschließlich Verhaltensprobleme aufweisen, werden zielgleich unterrichtet und bewertet. Schülerinnen und Schüler, die massive Lernbeeinträchtigungen aufweisen, werden in Orientierung am Kerncurriculum der „Förderschule Schwerpunkt Lernen“ oder dem der „Förderschule Schwerpunkt Geistige Entwicklung“ unterrichtet und bewertet. Dabei wird jedoch auch darauf geachtet, dass diese Kinder und Jugendlichen so weit wie individuell möglich mit den Lernanforderungen und Bewertungsmaßstäben der IGS konfrontiert werden.
Ein Ziel unserer inklusiven Arbeit besteht darin, die Schülerinnen und Schüler mit Lernbeeinträchtigungen zu befähigen, reguläre Schulabschlüsse zu erreichen (in der Regel ist das der Hauptschulabschluss). In den Fällen, in denen Schülerinnen und Schüler unsere Schule dennoch mit Förderschul-Abgangszeugnissen verlassen, bemüht sich die IGS in Absprache mit dem jeweiligen Jugendlichen, seinen Eltern und unterschiedlichsten Institutionen (v.a. Reha-Beratung der Arbeitsagentur; Berufsschule) intensiv darum, Perspektiven für den weiteren Lebensweg zu eröffnen.
Darüber hinaus sorgt eine fest angestellte Erzieherin in einigen Jahrgängen für Angebote, die über den unterrichtlichen Rahmen hinausgehen (vor allem Einzelförderung und lebenspraktisches Training).